Lage und Besiedelung
Wo das Maihofquartier Luzern liegt
Die heutige Grenze des Maihofquartiers verläuft vom Rotsee der Stadtgrenze entlang zum Wesemlinwäldchen. Von dort geht sie vom Hünenbergring über die Hünenbergstrasse zum Schlossberg und führt entlang der Friedentalstrasse bis zum Urnerhof. Dann folgt sie der Sedelstrasse und der Riedstrasse bis zum Friedental und kehrt längs dem Reuss-Rotsee-Kanal zurück zum Rotsee.
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Die Parzelle mit der Fähre und dem «Fährihus» (Bild oben rechts) steht nicht mehr auf dem Boden des Maihofquartiers, sondern auf Ebikoner Gemeindegebiet. Das Fährihus wird auch als «Fischerhus» bezeichnet und dient den Rotseewärtern als Wohnhaus. Es ist im Besitz der Stadt Luzern. Die Parzelle ist damit sozusagen ein Satellit des Maihofquartiers.
Die Quartiergrenze hat eine Länge von rund 5.5 Kilometer. Zu Fuss dauert das Abschreiten der Grenze rund eine Stunde.
Wir haben die Wanderung entlang der Quartiergrenze gemacht und diese aufgezeichnet. Kommen Sie mit!
Entstehung
Auf alten Karten ist gut zu erkennen, dass das Gebiet des heutigen Maihofquartiers bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts weitgehend unbebaut war. So sind auf einer Karte von 1613 eigentlich nur das Kloster Rathausen und das damals brandheue Kloster Wesemlin mit dem dazwischenliegenden Rotsee zu sehen. Seit mindestens 1406 wurde vom Kloster Rathhause eine Fähre über den Rotsee betrieben.
Ausschnitt der Karte von Hans Heinrich Wägmann von 1613 (Bild: Universitätsbibliothek Bern, ZHB Kart. IX/13)
In einem Kaufprotokoll (No. 7) der Jahre 1776-1796 taucht unter «Hof und Gut Meyhof im Bruchtal» zum wohl ersten Mal der Name «Meyhof» auf. In einer Anmerkung des Protokolls steht: «1779 ist dieses Haus von Junker Jost Cassian Meyer von Schauensee an sich gezogen worden.» Auf welches Haus sich das Kaufprotokoll bezieht, ist heute unklar.
Auf der «Topographischen Karte der Stadtgemeinde Luzern» von 1864 ist bereits der Name «Maihof» als Gebiet verzeichnet, während der westlich angrenzende Hof «Klein Bruchtal» als «Bruchthal» bezeichnet wird.
Bruchthal bezeichnet das Gebiet der heutigen Zürichstrasse zwischen Löwenplatz und Schlossberg. Die geologisch talähnliche Form und die Tatsache, dass in diesem Gebiet mindestens zwei Steinbrüche betrieben wurden (der bekannteste davon an der Stelle des Löwendenkmals) sind die namengebenden Faktoren. Vermutlich geht die Bezeichnung der Höfe auf dem heutigen Quartiergebiet darauf zurück, dass diese über das «Bruchthal» erreicht wurden. Auf der Karte von 1912 (unten) ist immer noch ein «Bruchtalhof» eingezeichnet.
Nach der Schleifung der Stadtmauern von Luzern begann man im Laufe des 19. Jahrhunderts allmählich, auch die Umgebung des Stadtgebietes als Siedlungsraum zu nutzen. Die ersten neuen Quartiere lagen in tiefer gelegenen Gebieten der Stadt. Höher gelegene Gebiete wie der Maihof wurden aufgrund der schwierig zu realisierenden Wasserversorgung noch nicht erschlossen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das heutige Gebiet der Zürichstrasse (das «Bruchthal») bereits intensiv bis hoch zum Schlossberg überbaut. Damit reichte das Siedlungsgebiet bis an die Grenzen des heutigen Maihofquartiers.
Ende des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten stadtähnlichen Wohnhäuser im Maihofquartier, allerdings noch nicht nach einem geordneten Siedlungsplan, sondern eher lose entlang der Maihofstrasse, die schon damals eine wichtige Ausfallstrasse der Stadt war. 1896 wurde z.B. das Restaurant Maihöfli gebaut, 1894 die Häuser an der Maihofstrasse 39 und 41, 1901 der Rootseehof, 1902 die Maihofstrasse 35 und 43 oder 1892 die Gebäudegruppe am Blumenrain 11, 13, 15 und 17.
Der Bau des grossen Maihofschulhauses 1906, das zu Beginn noch recht alleinstehend, wie ein mondäner Abschluss der Zürichstrasse wirkte, läutet die Geburt des Maihofquartiers definitiv ein.
Das Maihofquartier auf dem Stadtplan von 1912 (Bild: Stadtarchiv Luzern, Signatur E2a/022)
Auf dem Ausschnitt der Stadtkarte von 1912 (oben) ist das damals sechsjährige Maihofschulhaus (1) auf noch weitherum unbebautem Gebiet zu sehen.
Das auffällige Gebäude am «Hinter Gopplismoos» (2) wurde 1895 als Absonderungshaus gebaut, in dem Menschen mit ansteckenden Krankheiten untergebracht wurden. Von 1951 bis 1971 diente dieses Gebäude als Jugendherberge. Das Gebäude ist bis heute erhalten geblieben.
In unmittelbarer Nähe dazu ist das Pulvermagazin (3) von 1701 zu erkennen, welches ebenfalls heute noch existiert.
Ein Hof Bruchtal (4) ist auf der Karte noch eingezeichnet und verweist auf die spätmittelalterliche Besiedelungsgeschichte des Gebietes. Der Hof lag ungefähr an der Stelle der heutigen Mozartstrasse 9.
1912 gibt es im Quartier noch zwei Steinbrüche (5), wobei der Ausbruch des nördlich gelegenen Steinbruchs heute noch gut zu erkennen ist (Bild unten). Auf älteren Karten sind im Maihofquartier insgesamt vier Steinbrüche eingezeichnet. Das ist für Luzern nicht aussergewöhnlich. Es gab früher eine Vielzahl an Steinbrüchen. Strassennamen wie Steinenstrasse oder Bruchstrasse verweisen heute noch auf die Zeit, als auf Stadtgebiet Sandstein abgebaut wurde. Die Felswand am Löwendenkmal ist ebenfalls auf einen Steinbruch zurückzuführen. Viele Gebäude in Luzern sind aus dem grünlichen Luzerner Sandstein gebaut. Zum Beispiel die Hofkirche oder das Maihofschulhaus.
Der heute überwachsene Steinbruch an der Maihofhalde (Bild: Quartierverein Maihof)
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